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Disclaimer - zu den verwendeten Zahlen in der Kampagne #DeutschlandErkenntSepsis

Kommentar zu den veröffentlichten Sepsis-Zahlen

Die in der Kampagne #DeutschlandErkenntSepsis (#DES) genutzten Zahlen sind dem Bericht „Entwicklung eines Qualitätssicherungsverfahrens ‚Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Sepsis‘“ des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) vom 31.05.2022 entnommen. Diese basieren auf den nach ICD-10-GM (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) in deutschen Krankenhäusern kodierten Zahlen von Sepsis-Fällen im Jahr 2019. Es ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Anzahl der Sepsis-Erkrankungen in Deutschland deutlich höher ist – dies hat folgende Gründe:

1

Behandelnde Ärztinnen und Ärzte benennen nur rund die Hälfte der tatsächlichen Sepsisfälle korrekt in der Patientenakte.1

2

In den Abrechnungsdaten, die als Datenquellen für epidemiologische Schätzzahlen dienen, werden nur ein Drittel der tatsächlich auftretenden Fälle über entsprechende ICD-Codes erfasst.1

3

Fälle der viralen Sepsis – z.B. als Folge einer Grippe oder von Covid-19 – werden in der Regel in den Krankenakten nicht als solche dokumentiert2 und waren vor dem Jahr 2023 im deutschen ICD-10 gar nicht abbildbar.

4

Sepsis, die außerhalb des Krankenhauses auftritt, wird nicht erfasst, obwohl diese Schätzungen zufolge 14 Prozent aller durch Sepsis ausgelösten Todesfälle ausmacht.

Grundsätzlich werden in Deutschland Todes- und Krankheitsursachen weder im ambulanten noch im stationären Bereich systematisch erfasst und dokumentiert. Dies gilt insbesondere für unterschätzte Krankheiten wie Sepsis, sodass nur eine Annäherung an die tatsächliche Fallzahl erfolgen kann. Die #DES-Partner haben sich auf die Verwendung der in der Kampagne genannten Zahlen geeinigt, da diese trotz ihrer methodischen Einschränkungen ausreichen, um den Handlungsbedarf im Sinne einer besseren Aufklärung über Vermeidbarkeit, Früherkennung und Behandlungsnotwendigkeit einer Sepsis als Notfall zu verdeutlichen.

Eine Annäherung an die tatsächliche Anzahl der Sepsis-Erkrankungen in Deutschland wurde im Rahmen der nicht repräsentativen OPTIMISE-Studie unternommen, deren Ergebnisse im Fachjournal Infection veröffentlicht wurden.1 Laut den Ergebnissen von OPTIMISE könnten mehr als 700 pro 100.000 Einwohnern jährlich von Sepsis betroffen sein, also mehr als 500.000 Patient*Innen. Dies entspricht auch aktuellen Ergebnissen aus repräsentativen Studien aus den USA und Schweden, die ebenfalls über 700 Sepsisfälle pro 100.000 Einwohnern jährlich ermittelt haben.34 Die OPTIMISE-Studie finden Sie hier: https://link.springer.com/article/10.1007/s15010-023-02091-y.

Fussnoten

1

Schwarzkopf, D., Rose, N., Fleischmann-Struzek, C., Boden, B., Dorow, H., Edel, A., . . . Reinhart, K. (2023). Understanding the biases to sepsis surveillance and quality assurance caused by inaccurate coding in administrative health data. Infection. doi:10.1007/s15010-023-02091-y

2

Karakike, E., Giamarellos-Bourboulis, E. J., Kyprianou, M., Fleischmann-Struzek, C., Pletz, M. W., Netea, M. G., . . . Kyriazopoulou, E. (2021). Coronavirus Disease 2019 as Cause of Viral Sepsis: A Systematic Review and Meta-Analysis. Critical Care Medicine. doi:10.1097/ccm.0000000000005195

3

Rhee, C., Dantes, R., Epstein, L., Murphy, D. J., Seymour, C. W., Iwashyna, T. J., . . . Klompas, M. (2017). Incidence and trends of sepsis in US hospitals using clinical vs claims data, 2009-2014. Jama-Journal of the American Medical Association, 318(13), 1241-1249. doi:10.1001/jama.2017.13836

4

Mellhammar, L., Wollter, E., Dahlberg, J., Donovan, B., Olséen, C.-J., Wiking, P. O., . . . Linder, A. (2023). Estimating Sepsis Incidence Using Administrative Data and Clinical Medical Record Review. JAMA Network Open, 6(8), e2331168-e2331168. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.31168

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